1840: Die Spinte beginnt am Tage Burckhardt, dem 11. Oktober und reicht bis Aschermittwoch. Der Spinteabend war abends von 7:00 bis 10:00 Uhr. Bei der Spinte wurde nicht nur gesponnen und gestickt,
sondern auch die dörflichen Bräuche im Jahreslauf organisiert.
Aus den Erinnerungen von Dieter Zibula
In Müschen wurde traditionell im Winter für die Mädchen und Frauen die Spinnstube abgehalten. In der Landwirtschaft gab es im Winter nichts zu tun und so konnte der geerntete Flachs verarbeitet werden beziehungsweise andere Handarbeiten vorgenommen werden. Die Spinnstube begann also nach dem Abernten der Felde Ende Oktober/Anfang November und endete, wenn die Felder wieder bestellt werden konnten.
Man traf sich in der Regel gegen 18:00 Uhr. Gegen 22:00 bis 23:00 Uhr war die Spinnstube dann beendet.
Die Spinnstube fand für Mädchen und Frauen getrennt statt. Die Treffpunkte wechselten alle paar Jahre. So befand sich die Spinnstube Anfang der 30er-Jahre kurze Zeit auch einmal für die Männer auf dem Gehöft von der Familie Gorenz. Später in den 40er-Jahren trafen sich die Mädchen bei Stoppa. Nach dem Krieg traf man sich zur „Spinte“ in der Sommerküche von Rubens Fritz und fertigte Handarbeiten an.
Es wurden Plinse gebacken. So auch bei einem Spinteabend in den 50er-Jahren. Die Jungs kletterten heimlich zum Fenster hinein und schlugen sich schnell die Bäuche voll. Für die Mädchen blieb nichts mehr übrig. Die Burschen hatten alles weggegessen.
Auch der Hof des Schmieds Hanusch wurde als Treffpunkt benannt. Denjenigen, die im Winter die Spinnstube ausrichteten, wurde im Herbst bei Erntearbeiten geholfen, z.B. beim Wiese mähen oder Kartoffeln hacken. In der Spinte wurden die Veranstaltungen für das Jahr geplant.