Das Hahnenrupfen
Das Hahnenrupfen wird in vielen deutsch-sorbischen Gemeinden der Niederlausitz alljährlich zur Erntezeit gepflegt.
Auf einem geeigneten Platz im Dorf wird aus Balken eine mit grünen Laub umwundene Pforte aufgestellt. Am Querbalken wird an den Füßen, mit dem Kopf, nach unten hängend, ein toter Hahn angebunden. Die Burschen durchreiten nacheinander im schnellen Galopp die Pforte und versuchen, dem Hahn den Kopf abzureißen. Wem das gelingt, der wird als erster König geehrt und gefeiert.
Die Burschen, die anschließend die Flügel des Hahnes beim Durchreiten abreißen, gelten als zweiter bzw. dritter Könige. Die somit als geschickteste Reiter ermittelten Burschen, wie auch ihre Pferde, erhalten große Siegerkränze aus Eichenlaub.
Aus der Gruppe der Mädchen, welche in niedersorbischer Tanztracht teilnehmen, wählt sich jeder König seine Königin. Nach einem Ehrentanz zieht die Jugend mit den Siegern und der Kapelle an der Spitze durchs Dorf, um anschließend im Gasthaus das Dorffest beim Tanzvergnügen ausklingen zu lassen.
Der Hahn wird zumeist unter den Zuschauern versteigert.
Das Hahnenschlagen
In mehreren deutsch-sorbischen Gemeinden nördlich von Cottbus wird als Erntebrauch anstelle des Hahnenrupfens das Hahnenschlagen gepflegt.
Die Jugendlichen, alle Mädchen in der niedersorbischen Tanztracht, treffen sich im Gasthaus des Dorfes.
Von dort zieht der Zug unter Begleitung einer Kapelle zum Festplatz. Eine buntgeschmückte Erntekrone wird dem Zug vorangetragen. Die Burschen führen geschmückte Dreschflegel mit sich In eine versteckte Grube wird ein lebender Hahn gesetzt. Darüber stellt man einen umgestürzten Metall- oder Tontopf. Die Burschen, mancherorts auch die Mädchen, versuchen nun mit verbundenen Augen den Topf zu finden und mit dem Dreschflegel zu treffen bzw. zu zerschlagen. Die Orientierung wird zuvor noch durch einen kurzen Tanz erschwert.
Die Sieger erhalten einen Ehrenkranz aus Eichenlaub umgehängt und gelten als Könige. Sie suchen sich nach Beendigung des Wettbewerbes ihre Königin unter den Mädchen.
Schließlich wird der Hahn aus der Grube gelassen und muss wieder eingefangen werden.
Der Brauch wird regional mit kleinen Unterschieden gepflegt:
In Saspow treten z. B. jeweils zwei Burschen gleichzeitig an. Diese dürfen beliebig oft, allerdings zeitlich begrenzt, mit dem Dreschflegel nach dem Tontopf schlagen, bis sie ihn gefunden und zerschlagen haben bzw. durch das nächste Paar abgelöst werden.
Als Schabernack wird von den Umstehenden manchmal der Topf zur Seite geschoben oder ganz fortgenommen. Es werden drei Könige ermittelt.
In Schmogrow darf nur dreimal geschlagen werden, wobei jeder Schlag nach dem Metalltopf richtig treffen muss. So wird der erste König ermittelt. Als zweiter König gilt der Fänger des Hahns.
In Merzdorf haben die Burschen der Reihe nach drei Schläge mit dem Dreschflegel und müssen mit einem den Tontopf zerschlagen haben.
Sind die Sieger ermittelt, wählt jeder König seine Königin. Nach einem Ehrentanz zieht der Festzug durchs Dorf zurück zum Tanz ins Gasthaus.