Johannisreiten
In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde noch in einer ganzen Reihe von sorbischen Dörfern in der südlichen Niederlausitz der Brauch des Johannisreitens gepflegt.
Bereits in den Tagen vor Johannis (24. Juni) trifft sich die Jugend zu den nötigen Vorbereitungen.
Für den traditionellen Schmuck des Johann (sorb. Jan) werden meterlange, aus Kornblumen geflochtene Ranken benötigt. Die Mädchen sammeln große Sträuße mit Tausenden von Blüten, während die Burschen aus dem Teich Seerosen und Simsenstengel für die Krone des Jan besorgen. Am Sonntag wird der Johann von den Mädchen eingekleidet. Vom Halsausschnitt beginnend werden die Kornblumenranken an der Bekleidung des Körpers bis zu den Knien angenäht, die Unterarme und Unterschenkel mit Wickenranken umwunden und über den Kopf die Krone, ein spitzer Helm aus Blüten und Ranken, gestülpt.
Zu Pferd, von einer Gruppe Reiter begleitet, jagt der Jan nun wiederholt im schnellen Ritt durchs Dorf. Dort wird er von der Bevölkerung erwartet. Man versucht ihn aufzuhalten und vom Pferd zu reißen, um an die als Glücksbringer geltenden Blüten zu gelangen. Dies gelingt das erste Mal selten, denn das Gefolge schützt den Johann. Nach mehrmaligem Ritt durchs Dorf fallen aber die Begleiter paarweise ab, sodass der Johann schließlich allein reitend, eingefangen und seiner Blütenpracht beraubt wird.